[270] Handgranaten. Die im Ergbd. I, S. 363, geschilderten Handgranaten wurden im Weltkrieg wenig verwendet. An ihrer Stelle kamen Kugelhandgranaten, Eierhandgranaten und vor allem Stielhandgranaten in Gebrauch und haben bei den Nahkämpfen außerordentliche Anwendung gefunden.[270]
Die Kugelhandgranate (Fig. 1) ergibt bei Pulverladung Splitterwirkung von 50 m Durchmesser, bei Ladung mit brisantem Sprengstoff bis zu 70 m Durchmesser; sie wird deshalb nur aus Deckung zur Abwehr eines Angriffs geworfen. Gewicht etwa 3/4 kg, Wurfweite bis zu 35 m. Sie kann, in einen Granatenträger eingesetzt, auch aus dem Infanteriegewehr verschossen werden. Schußweite 200 m (Fig. 2). Die Eierhandgranate (Fig. 3) ist kleiner und von geringerer Ladung als die Kugelhandgranate und hat infolgedessen eine Splitterwirkung von nur 10 m Durchmesser. Da sie aber nur etwa 300 g wiegt, so kann sie bis 45 m weit geworfen werden, und der einzelne Mann kann 4050 Stück bei sich tragen. Sie dient ebenfalls hauptsächlich zur Abwehr eines Angriffs. Die Stielhandgranate besteht aus einem mit Sprengstoff gefüllten Blechgefäß, dem Holzstiel und dem Aufschlag, (Fig. 4) oder Brennzünder (Fig. 5). Die starke Sprengladung, etwa 300 g brisanter Sprengstoff, gibt eine kräftige Detonationswirkung (Luftdruck, Knall, Nerven), die Splitterwirkung ist gering (etwa 40 m Durchmesser). Ihre Handlichkeit ermöglicht Wurfweiten bis zu 40 m. Der Brennzünder hat eine Brenndauer von 5 Sekunden. Verwendet wird sie hauptsächlich bei eigenen Angriffen. Vor dem Gebrauch muß sie »scharf« gemacht werden, indem die Sprengkapsel eingesetzt wird; hierzu muß der Stiel abgeschraubt werden. Zum Wurf wird die Papphülle am Stielende (dient zur Sicherung) entfernt und die dadurch freigelegte Abzugsschnur mit einem Ruck herausgezogen. Hierdurch wird ein Reiberdraht aus einer Schlagröhre gerissen, das Schwarzpulver wird entzündet, setzt die Zündschnur (5 cm lang = 5 Sekunden Brenndauer) in Brand, welche dann die Sprengkapsel und diese den Sprengstoff der Handgranate zur Detonation bringt. Nach dem Herausziehen der Abzugsschnur muß die Handgranate sofort geworfen werden. Frankreich bediente sich einer Stielhandgranate mit Aufschlagzünder, welche vorn einen Propeller trug, um die Fallgeschwindigkeit zu erhöhen, und die am Stiel mit einem Steuertuch zur Verbesserung der Treffähigkeit versehen war. Sie war außer mit Sprengstoff noch mit Bleistückchen und Glassplitter gefüllt. Die rumänische Stielhandgranate war ähnlich gebaut. Rußland führte Stielhandgranaten von verschiedenen Größen (0,5 kg Gewicht und mehr) mit Brennzünder. Die englische Stielhandgranate hatte Brennzünder, der eigentliche Sprengkörper war birnenförmig, der Stiel kurz und gedrungen.
F. Wille.
Buchempfehlung
Kammerspiel in drei Akten. Der Student Arkenholz und der Greis Hummel nehmen an den Gespenstersoirees eines Oberst teil und werden Zeuge und Protagonist brisanter Enthüllungen. Strindberg setzt die verzerrten Traumdimensionen seiner Figuren in steten Konflikt mit szenisch realen Bildern. Fließende Übergänge vom alltäglich Trivialem in absurde Traumebenen entlarven Fiktionen des bürgerlich-aristokratischen Milieus.
40 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.
468 Seiten, 19.80 Euro